Cupfinal | FC Sitten - FC Basel
«Der FC Sitten und der Cup? Unerklärbar»
Sie schreiben für die ganz grossen Pressehäuser in der Schweiz. Alain Kunz (Blick), Samuel Burgener (NZZ), Peter Birrer (Tagesanzeiger) und Fabian Kern (Basler Zeitung) berichten für ihre Blätter am Sonntag über den Cupfinal. Intensiv haben sie sich in den vergangenen Tagen mit den Finalisten beschäftigt. Welche Rolle spielt der Cupmythos heuer? Und: Wer stemmt die Trophäe schliesslich in den Himmel? Die Sportexperten wagen eine Prognose.
Alain Kunz, FC-Sitten-Experte «Blick»
Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht rational erklären. Ufos, Aliens, Nessie – und der FC Sitten in Cupfinals. Wie schauts 2015 aus? Der FCB ist Serienmeister und die Nummer 27 Europas – vor Liverpool oder Inter. Aber es gibt da den Schiss-Faktor! Jeder Walliser wird sich in die Hosen machen beim Gedanken daran, der erste Finalverlierer zu sein. Angst pur! Panik! Entsetzen! Beim Betreten des Stadions mit den 20 000 Wallisern ist das Gefühl weg. Die Hose leer. Eine Erleichterung sondergleichen! Das kennen Sie doch auch… Deshalb gewinnt Sitten.
Fabian Kern, Sportredaktor «Basler Zeitung»
Basel siegt, weil der Final in Basel stattfindet und der FCB zu seiner Stärke zurückgefunden hat, in wichtigen Spielen bereit zu sein, weil Marco Streller seine Karriere unbedingt mit einem Sieg beenden will und seine Teamkollegen ihm diesen schenken wollen, weil der FCB schlicht zu stolz ist, um drei Cupfinals in Folge zu verlieren, weil Paulo Sousa in seiner ersten Saison die totale Dominanz anstrebt und weil jede Serie der Ungeschlagenheit einmal zu Ende gehen muss – auch jene märchenhafte des FC Sitten.
Samuel Burgener, «Neue Zürcher Zeitung»
Der FC Basel wird den Walliser Cup-Mythos auf eine harte Probe stellen, aber der FC Sitten wird gewinnen. Die schiere Angst der Spieler, Verantwortlichen und Fans, das Spiel zu verlieren, setzt unfassbare Kräfte frei. Und etwas Zauber muss doch sein in diesem sterilen Fussballgeschäft. Es soll ein Sieg sein für diejenigen, die auch ans Spiel gehen, wenn es regnet, das Team im letzten Rang klassiert ist und der Präsident Christian Constantin vorschnell Trainer entlässt. Alle anderen? Scheinheilige.
Peter Birrer, Sportredaktor «Tagesanzeiger»
Machen wir uns nichts vor: Basel gewinnt. Ist ja klar. Es gibt genügend Zahlen, die zur Prognose führen: 10-mal Meister seit 2000, 6-mal Cupsieger seither, und das Geld reicht immer, um sich das beste Kader zu leisten. Alles klar also. Wirklich? Ich habe die Worte von Staatsratspräsident Jean-Michel Cina im Ohr, als er über die Mentalität der Walliser geredet hat. Ich weiss jetzt, er ist zäh, robust, widerstandsfähig, stolz, wohl auch aufmüpfig, so eben, wie eine Mannschaft auch sein muss, die einen Favoriten ärgern will. Im FC Sitten steckt viel mehr Substanz als er das zuweilen gezeigt hat. Und welcher Spieler, egal woher, will schon als erster Cupfinalverlierer in die Clubgeschichte eingehen? Darum: Sitten gewinnt. Machen wir uns nichts vor.
Simon Kalbermatten
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