Region | Vicques/Wallis
Der Königinnen-Macher aus dem Jura
Im Jura betreibt Christian Schneiter das europaweit grösste Tiermuseum mit über 3000 präparierten Tieren aus aller Welt. Eringerkühe haben es ihm besonders angetan.
Es sieht aus wie auf einem Walliser Bauernhof. Auf der Weide stehen Kühe, die man hier, im jurassischen Val Terbi, nicht erwarten würde, nämlich Eringer. So, als würden sie gleich ihre Kräfte messen wollen – doch die lebensecht wirkenden Ringkühe stehen regungslos da. Es sind Skulpturen aus Polyester, die Christian Schneiter, Tierpräparator aus Vicques im Jura, angefertigt hat.
Die legendäre Souris
Die schwarzen Walliser Kampfkühe haben es ihm besonders angetan. Genau genommen war es Souris, jene Kampfkuh, die in den Jahren 1996 bis 1998 dreimal nacheinander erfolgreich um den Titel der kantonalen Königin gerungen hat. Schneiter war es nämlich, der den Auftrag fasste, jene legendäre dreifache Königin zu präparieren – noch zu ihren Lebzeiten. So konnte er die noch lebende Souris fotografieren und sorgfältig studieren, bevor sie im Alter von 16 Jahren nach einem Unfall eingeschläfert werden musste. Noch im Schlachthof entfernte Schneiter das Fell, das allein schon gegen 130 Kilo wog, und begann mit seiner Arbeit. «50 Tage habe ich daran gearbeitet, sie für das Naturhistorische Museum in Sitten zu präparieren», erinnert er sich. Aufwendig wurde es vor allem, weil er nicht irgendeine anonyme Eringerkuh wieder zum Leben erwecken sollte, sondern Souris, «eine Kuh, die nicht nur ihre Besitzer gut kennen, sondern auch viele Walliser, die sie in der Ringkuhkampf-Arena noch in ihrem Element erlebt haben.» Er achtete auf jedes Detail, jede Augenfalte, ihr markantes, leicht schiefes Maul, ja sogar die damals noch gebräuchliche runde Ohrmarke aus Messing.
Elefant auf dem Staudamm
Seine Souris, heute in Sitten zu bewundern, war seine bisher grösste Herausforderung. Bis dahin hat er schon 20 Jahre lang Tiere präpariert. Längst nicht nur Jagdtrophäen. In seinem Atelier in Vicques hat er gar ein eigenes Museum, die Arche Noah, eingerichtet. Mit über 3000 Tieren aus der ganzen Welt soll es gar das grösste Tiermuseum Europas sein. Einige seiner Kunstwerke vermietet er auch. Noch bis zum 30. September befinden sich einige seiner Kreationen im Val des Dix. Auf der Staumauer der Grand Dixence etwa steht ein Elefant, vor den Pyramiden von Euseigne eine Giraffe und in Hérémence vor der Kirche ein Nashorn. Seine Eringerkühe würde Schneiter auch gerne einem noch grösseren Publikum zeigen, zumal er sie in verschiedenen Variationen fertigt, manche angriffslustig mit Richtung Boden geneigtem Kopf, andere dagegen mit stolz erhobenem Haupt. «Ich hoffe, im nächsten Jahr mal so zehn bis 20 Eringerkühe vielleicht in einem Einkaufszentrum präsentieren zu können», meint Schneiter. Für 13 000 Franken verkauft er seine Polyesterkühe auch – einschliesslich einer personalisierten Treichel. In Zukunft möchte er die Eringer aber auch in Bronze giessen. Diese dürften dann aber um 35 000 Franken kosten.
Christian Zufferey
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