Visp | Oberwalliser fliegt für die Armee
«Die Fliegerei ist mein Traum»
Etienne Lötscher (23) macht die Ausbildung zum Linien- und Militärpiloten. Mit der RZ spricht er über die Faszination vom Fliegen und die Leichtigkeit des Seins.
Schon als Bub ist Lötscher von vibrierenden Rotoren und vom Fluglärm fasziniert. «Ich habe keine Folge von ‹Medicopter 117› verpasst», erinnert er sich. Als Jugendlicher macht er sich im Internet über die Fliegerei schlau. Dabei stösst er auf die Plattform sphair.ch und meldet sich mit 17 Jahren für einen Testtag in Dübendorf an.
Militärpilot als Traum
Nach dem Testtag in Dübendorf, bei dem grundlegende Bereiche wie Konzentration, Raumorientierung, Englisch und Mathematik getestet werden, wird Lötscher kurze Zeit später mitgeteilt, dass er an einem Flugkurs teilnehmen kann. «Während zwei Wochen konnte ich auf dem Flughafen Bern in Begleitung eines Fluglehrers eine einmotorige Propellermaschine fliegen», sagt Lötscher. Dabei wird vor allem sein fliegerisches Talent geprüft. Am Ende des Flugkurses bekommt er eine positive und notwendige Empfehlung für die weitere Selektion zum Militärpiloten.
«Ein unbeschreibliches Gefühl»
Wenn Etienne Lötscher vom Fliegen spricht, dann strahlt er übers ganze Gesicht. Es sei «geil», der Schwerelosigkeit zu trotzen und die Welt aus der Vogelperspektive zu betrachten. «Wenn ich in der Luft bin, dann überkommt mich manchmal ein unbeschreibliches Gefühl», sagt Lötscher. Dann brechen alle Dämme und er lässt seinen Emotionen freien Lauf. «Da kann es schon mal vorkommen, dass ich vor Freude im Cockpit lauthals schreie», sagt er fast entschuldigend. Seit 18 Monaten steht er nun in der Ausbildung zum Militärpiloten. Davor hat er die Rekrutenschule zum Fliegersoldat absolviert und die Offiziersschule besucht. Auch die fünftägige Abklärung auf dem PC-7-Simulator – «eine der strengsten Phasen überhaupt» – liegen hinter ihm. Darauf folgt der letzte Selektionsschritt, eine sechswöchige fliegerische Eignungsabklärung auf dem PC 7 in Locarno. «In dieser Zeit habe ich zum ersten Mal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn G-Kräfte auf den Körper einwirken. Ein spezielles Gefühl», urteilt Lötscher.
Helikopterpilot im Fokus
Nach diesen sechs Wochen kommt es zum Showdown. «Der zuständige Kommandant teilte uns mit, welche acht Aspiranten – von ehemals rund 600 Bewerbern – einen Arbeitsvertrag mit der Schweizer Luftwaffe bekommen und damit die eigentliche Ausbildung zum Militärpiloten in Angriff nehmen können. Als ich meinen Namen gelesen habe, konnte ich meine Freude kaum im Zaum halten», erinnert sich Lötscher. Inzwischen hat er sein erstes Ausbildungsjahr hinter sich. Im Mai schliesst er die Ausbildung als Linienpilot ab, bevor er sich weiter zum Militärpiloten ausbilden lässt. Während vier Aspiranten der Pilotenschule auf den Militärjet gedrillt werden, werden die anderen vier zu Helikopterpiloten ausgebildet. «Nach langem Hin und Her habe ich mich entschieden, meinen Fokus auf den Helikopter zu legen», sagt Lötscher. «Nicht zuletzt deshalb, weil man als Helipilot auch humanitäre Einsätze fliegen kann.» Nach Abschluss seiner Ausbildung 2021 hat er sich für zwei weitere Jahre bei der Schweizer Armee verpflichtet. Was danach kommt, lässt der angefressene Fliegerfan offen. «Ob ich dann für längere Zeit bei der Armee bleibe oder in die Privatwirtschaft wechsle, wird sich zeigen. Sicher ist einzig, dass ich auch in Zukunft meinen Traum vom Fliegen leben will.»
Walter Bellwald
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