Kolumne | Diese Woche zum Thema
Fanti, Fanti noch einmal…
Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.
Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier
Fanti, Fanti noch einmal
Roger Michlig flüchtet vor seinem härtesten Kritiker Beat Jost nach Bern. Nachdem er im Wallis ein Chaos hinterlassen hat. Gerade auch mit der Danet. Michlig soll in Bern neu im Generalstab für Cyber-Sicherheit zuständig sein. Vielleicht wird aus ihm im zweiten Anlauf etwas.
SP und Grüne wollten Sébastien Fanti absägen. Und eine Frau wählen. Dabei ist Fanti unheimlich gut. Je länger, je besser. Ohne ihn wäre das Quecksilberdossier nie auf den Tisch gekommen.
Joël Fournier hat in den letzten zwei Jahren immer wieder versucht, Staatsrat und Geschäftsprüfungskommission auf die katas-
trophalen Zustände hinzuweisen. Die damalige Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission – die heutige CVP-Ständeratskandidatin Marianne Maret – hat sein Schreiben an die Kommission während 18 Monaten verheimlicht. Ein Skandal ohnegleichen.
Jetzt setzt Fanti den CVP-Staatsrat Melly und den SVP-Grossrat Hildbrand – seines Zeichens Präsident der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates – unter Druck. Beide wollten lange Zeit nicht einsehen, dass im Wallis das Prinzip der gläsernen Verwaltung gilt.
Unter dem Druck von Fanti brach letzte Woche Staatsrat Melly ein. Am Freitag versuchte er zusammen mit 20 Beamten und Vertretern der Lonza zu informieren. Wie immer unvollständig, wie immer beschönigend. Immerhin gab er im «Le Matin Dimanche» zu, dass die Sanierung der Lonza-Deponie dringlich sei und eine Milliarde Franken kosten werde.
An der Pressekonferenz in Sitten waren die Bayard Medien nicht anwesend. Am Samstag berichtet der «Nouvelliste» auf zwei Seiten. Und selbst dem Schweizer Fernsehen war der Weg nach Sitten nicht zu weit. Wir Oberwalliserinnen und Oberwalliser durften einen faktenfreien Artikel aus der Feder von
David Biner lesen.
Seit mehr als 15 Jahren ist klar: Die vereinbarte Sanierung der Lonza-Deponie ist leider gescheitert. Die Gemeinde Brig-Glis ist in der Deponie-Kommission, die längst neue Vorschläge hätte unterbreiten müssen, vertreten. Der zuständige Gemeinderat Patrick Hildbrand liess wie seine Vorgänger alles schleifen. Verständlich, dass er als Präsident der Geschäftsprüfungskommission – wie seine Vorgängerin Maret – alles zu vertuschen sucht. Der Gemeinderat Hildbrand hätte als Grossrat längst in den Ausstand treten sollen.
Die Lonza kann und muss sinnvollerweise vor Ort eine Million Kubikmeter verseuchten Karbidschlamm thermisch entgiften. Subito. Das kann die Lonza locker stemmen. Der Grundwasserstrom wird leider noch während Jahrzehnten mit krebserregenden Stoffen belastet bleiben. Wir müssen deshalb das Trinkwasser aus den Bergen holen.
Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller
Fanti, der Filz-Schreck
Staatsrat Melly hat vor einem Jahr alles unternommen, um Fanti loszuwerden! Zum Glück ist es ihm nicht gelungen, denn der Rossier-Bericht wäre ohne diesen nie publik geworden, so stark wehrt die Bananenrepublik Wallis alles ab, was ihre dubiosen Machenschaften ans Licht bringen könnte.
Doch was sind die Fakten, die darin offengelegt werden? Hier exemplarisch einige Elemente:
Da die Dienststelle für Umwelt im Jahr 2010 das Umweltschutzgesetz nicht respektierte, konnten die Kosten der Quecksilberverschmutzung nicht mehr dem Verursacher zur Bezahlung vorgelegt werden. Also versuchte der Kanton, die 30 Millionen dem Astra als einfache Baukosten unterzuschieben. Das Finanzinspektorat des Astra kam der List auf die Schliche und sandte die Rechnung an den Staat Wallis zurück. Dieser präsentierte die Rechnung der Lonza, die eine Bezahlung verweigerte, weil der Kanton sowohl das Gesetz als auch ihr Recht auf eine Anhörung missachtet hatte. Nun sprachen Darbellay und Melly bei Doris Leuthard vor, doch auch diese weigerte sich, die Rechnung auf ihre Kappe zu nehmen. Der Skandal von PostAuto Schweiz genügte… Da griffen die beiden Kumpel zum Mittel der Erpressung. Sie bedeuteten dem Astra, dass die Verschmutzung der Böden schon vor 1993 bekannt war, und drohten: Sollte das Astra die Rechnung nicht übernehmen, würden sie publik machen, dass das Bundesamt seine Kontrollpflicht als Baumeister der A9 vernachlässigt habe. Das Astra beugte sich der Erpressung und zahlte. So brauchten die beiden Regierungsmitglieder beim Grossen Rat keinen 30-Millionen-Kredit zu beantragen und mussten für die horrenden Sanierungskosten nicht geradestehen.
In elf verschiedenen Berichten beanstandete Dienstchef Rossier diese und ähnliche Praktiken bei Staatsrat Melly, der bis letzten Sommer leugnete, je davon Kenntnis gehabt zu haben!
Weiter zeigt das Dossier auf, dass das Departement das Volk belogen hat, wenn es behauptet, es habe erst 2010 von der Quecksilberverschmutzung erfahren. Belogen wurden mehrfach auch das Parlament und die GPK. Zudem respektiert die Rhonekorrektion die Normen des Umweltschutzes nicht, weil die Krebsträger der verseuchten Böden in den Rotten geschüttet werden und in den Grundwasserspiegel gelangen. Zu diesen auserwählten Filetstücken schweigen GPK, Finanzinspektorat und die Medien. Ein Einziger erfüllt seine Pflicht: der vom Staatsrat gehasste Fanti, ein der Wahrheit verpflichteter Bürger, der sich nicht kaufen lässt. Die Frage ist nur, wie lange es dauern wird, bis auch sein Kopf rollt.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar