Region | Training zur Patrouille des Glaciers
«Frage der Zeit, bis einer überfahren wird»
Für das Training zur Patrouille des Glaciers sind vermehrt Skialpinisten unterwegs. Auf Pisten kommen diese aber oft Skifahrern in die Quere. Die Bergbahnen wollen handeln.
Skialpinismus boomt. So sind es immer mehr, welche regelmässig die Felle montieren und loslaufen. Sei es lediglich um die Natur zu geniessen oder aber sich für einen Wettkampf vorzubereiten. Gerade Letztere sind in diesem Jahr aufgrund der bevorstehenden Patrouille des Glaciers von Zermatt nach Verbier vermehrt unterwegs. Und das auch nachts, nach Pistenschluss. «In den letzten Jahren hat die Anzahl Skitourengänger klar zugenommen», erklärt der CEO der Zermatt Bergbahnen, Markus Hasler. Es gebe kaum eine Nacht, ohne dass Skitourengänger auf den gesperrten Pisten unterwegs seien – und das teils ohne Stirnlampen. Dafür habe er kein Verständnis. «So kommt es immer wieder zu heiklen Begegnungen mit den Pistenfahrzeugen, vor allem wenn mit der Seilwinde gearbeitet wird», so der CEO. Diese könne man in der Dunkelheit, je nach Situation, vielfach gar nicht sehen und «werde dann zur tödlichen Falle.» Je heller und klarer die Nacht sei, umso mehr «Feller» seien unterwegs. Als weiteren Punkt erwähnt Hasler die Gefahr bei Lawinensprengungen. Auch hierbei komme es vermehrt zu gefährlichen Situationen. «Mittlerweile müssen wir vor jeder Sprengung überprüfen, ob sich niemand in der Gefahrenzone befindet.» Damit werde die Sprengarbeit oft zeitlich verlängert, was wiederum eine spätere Eröffnung der Pisten zur Folge habe.
«Fehlender Respekt»
Ähnlich tönt es in Verbier. Dort sieht man sich auf Anfrage ebenfalls mit der Problematik konfrontiert. Der Direktor von Téléverbier, Eric A. Balet, erklärt: «Wir zählten über die Feiertage täglich bis zu 400 Skitourengänger auf unseren Pisten.» Vor allem würden diese tagsüber nicht konsequent am Pistenrand laufen, sondern würden oftmals einfach die Pisten queren. «Diese Leute respektieren nichts.» Für die Skifahrer seien diese Zustände untragbar. Auch nach Pistenschluss, nachts während der Pistenpräparierung, seien permanent «Feller» unterwegs. So komme es immer wieder zu heiklen Begegnungen zwischen Ski-alpinisten, welche zu Tal fahren, und Pistenfahrzeugen. Erst recht, wenn diese mit der Winde arbeiten würden. Es sei eine Frage der Zeit, bis es zu einer Kollision komme. «Wir werden eines Tages Köpfe rollen sehen», ist Balet überzeugt. So weit will man es in Verbier aber nicht kommen lassen.
Eigene Strecken ausscheiden
Darum wird es dort ab dem nächsten Winter Extrastrecken für Skitourengänger geben. Balet: «Die Idee ist an sich einfach. In unmittelbarer Nähe der offiziellen Skipisten wird ein von uns organisierter Skitourengänger eine Spur ziehen.» Dann brauche es eine entsprechende Kommunikation und Beschilderung, damit alle Bescheid wüssten. «Falls dann noch jemand auf der Piste unterwegs ist, werden wir diesen zur Kasse bitten.» Damit will man zwei Dinge erreichen. Zum einen wolle man die Leute von der Piste weghaben und zum anderen könne so dem wachsenden Interesse an der Sportart Rechnung getragen werden. «Schliesslich sind es ja auch Wintersportler und verdienen Wertschätzung», so Balet abschliessend. Ins gleiche Horn bläst Berno Stoffel, der Vizepräsident der Walliser Bergbahnen: «Wir sind nicht gegen die Tourengänger, aber wir sind während der Betriebszeiten für die Sicherheit im Gebiet verantwortlich. Dabei geht es um Haftungsfragen.»
Deutliche Rechtslage
«Ausserhalb der Betriebszeit, das heisst, nachdem Bergbahnmitarbeiter die Pisten durch eine abschliessende Kontrollfahrt geschlossen haben, sind Pisten geschlossen und damit gesperrt. So können die Pisten maschinell hergerichtet werden», erklärt Fritz Anthamatten, Anwalt und Kommissionspräsident für Rechtsfragen vom Verband Seilbahnen Schweiz. Die Bergbahnunternehmen seien dann nicht mehr verantwortlich. Somit erfolge dann jegliche Benutzung auf eigene Gefahr. Und dennoch müssen die Bergbahnunternehmen dafür gewisse Vorkehrungen treffen. So müssen unter anderem die Betriebs- und Pistenschlusszeiten mittels Infotafeln sowohl bei den Bahnstationen als auch Bergrestaurants ersichtlich sein. Setzen die Pistenfahrzeuge für die Präparierung die Seilwinde ein, so muss diese mit einem Warndreieck gezeichnet sein. «Die Winde wird ausnahmslos ausserhalb der Betriebszeiten, sprich auf gesperrten Pisten eingesetzt», sagt Anthamatten. Diese Punkte würden vom Verband Seilbahnen Schweiz regelmässig kontrolliert. Für den Fall, dass etwas fehle oder mangelhaft sei, würden die Bergbahnunternehmen darauf aufmerksam gemacht werden. Dazu werde ein Abnahmeprotokoll erstellt, welches bei einem allfälligen
Unfall und anschliessenden Rechtsverfahren beigezogen werde. Was hält er von der Idee der Extrastrecken? «Gesonderte Aufstiegsspuren für Tourengänger werden heute bereits zum Teil zur Verfügung gestellt und werden rege benutzt. Viele Skitourengänger sind sich mittlerweile der Gefahr bewusst, welche von Pistenmaschinen mit Seilwinden ausgehen», erklärt Anthamatten abschliessend.
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Kommentare
Maschinist - ↑0↓0
Die Aussage ist köstlich ,, ich weiss wo das Seil sich befindet"
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Skitourrennläuferin - ↑1↓2
Bis vor kurzem störte es niemanden als ich bir meiner Haustür neben der Skipiste, wenn es Schnee genug gibt, und am Rand wenn es kaum Schnee gibt hoch lief/fuhr. Ich kenne die pisten auswendig und weiss wo due drahtseilen sind. Ich möchte dies mitteilen:
1. Auch ich verstehe nicht, die tourenläufer, die mitten drin auf der Piste hochlaufen und die frisch preparierten Pisten frecherweise breit durch fahren, so dass sie am nächsten tag bereits verspurt sind.
2. Wenn Langläufer und Skifahrer Nachtpisten haben dürfen, warum nicht die Skitourläufer? Es gibt nicht nur Rennkäufer due Bachtskitourbegehen sondern auch hobbyläufer, die in diesen Gebirge wohnen und am Abend viel weniger Sportmöglichkeit haben als in der Agglo.
3. ABER wie Langläufer und Skifahrer muss einen finanziellen Beitrag durch die Skitourläufer denn geleistet werden. Wie die Langläufer z.b. ein Schneepass.
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Peter - ↑1↓10
Die Schweizer glauben noch an den Weihnachtsmann, in Bayern darf jeder auf der Piste (Zutrittsrecht für die freie Natur und somit auch die beschneite und präparierte Piste in der Verfassung verankert) tun und lassen was er will und wenns mal kracht gibt's FIS Regeon. Das heißt der anfahrende Skifahrer mus auf Sicht fahren und hat auf den Fußgänger, Feller und Rodler Rücksicht zu nehmen und steht somit in der Verantwortung gegenüber dem typischen Hinderniss. Der zahlende Skifahrer und der Bergbahnbetreiber ist somit der Dumme!!!!
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Bim Julen - ↑38↓13
Als freier und steuerzahlender Fussgänger, darf ich auch am Rand der Autobahn nicht spazieren gehen. Als Autofahrer, darf ich nicht auf einer gesperrten Strasse fahren. Als freier und steuerzahlender Velofahrer, darf ich nicht auf der linken Strassenseite radeln (und Autobahnen und Schnellstrassen sind sowieso tabu). Als freier und steuerzahlender Motoradfahrer, darf ich ohne Vignette nicht auf die Autobahn. Als freier und steuerzahlender Schlittenfahrer, darf ich die Skipiste mit meinem Schlitten nicht herunterrasen auch wenn ich die Bergbahn bezahlt habe. Als freier und steuerzahlender Skifahrer, muss ich mich an die FIS-Regeln halten, sonst wird mir der Skipass entzogen. Aber Skitourengänger nehmen sich alle Freiheiten, sie benutzen die präparierten Skipisten ohne Skipass, sie überqueren präparierten Pisten obwohl es verboten ist, sie sind auf gesperrten Pisten unterwegs und sie fahren präparierte Pisten ohne Skipass (also gratis) hinunter. Die Vergehen der Skitourengänger sollten genauso scharf gebüsst werden, wie die Vergehen der Autofahrer, der Motorradfahrer, der Velofahrer, der Schlittenfahrer und der Fussgänger. Das Hochlaufen der präparierten Skipisten sollte einfach verboten werden (Fussgänger dürfen auch keine Piste hochlaufen). Skitourengänger müssen auf gekennzeichnete Wege ausweichen, wie übrigens auch Wanderer auf Wanderwege. Das Benutzen der präparierten Skipisten ohne Skipass muss unbedingt unter Strafe gestellt werden.
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Peter Müller - ↑21↓7
Eine sehr gewinnbringende und top-objektive Aussage.
michael - ↑14↓64
die wälder, wiesen und felder, gehören allen menschen und nicht nur den seilbahnen...
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otto - ↑9↓0
@michael
aha und wieso seid ihr dann zu faul eine eigene Spur in der Natur zu ziehen.
niemand zwingt euch da zu fellen wo Skipisten sind.
Tobi - ↑36↓6
Ich bin selbst Fahrer eines Pistenfahrzeug mit Seilwinde und es geht nur um die Sicherheit aller Leute und deshalb sollten solche Hinweise auch befolgt werden!!! Ein Windenseil kann bis 1400 Meter Länge ausgefahren werden da sieht man zu unterst an einem Hang nicht mehr was sich oben alles abspielt.
Andre - ↑28↓0
Ist wohl wahr das die Natur allen gehört.
Aber wenn einer von euch unbelehrbaren von
von einer Pistenmaschine erfasst wird gehören die Pisten ganz schnell wieder den
Bergbahnen. Typisch!!!!. ICH KANN ALLES ,WEISS ALLES (besser!),BIN (immer) UNSCHULDIG.
hanspeter - ↑33↓2
Eine sehr fragwürdige Aussage die Sie da treffen. Wie im Bericht steht. Respektlosigkeit und überheblichkeit. Wenn was passieren sollte denken Sie dann vieleicht anders darüber wenn von der Versicherung ein Brief kommt das man alles selbst bezahlen darf weil man Warnschilder missachtet hat und auf gesperrten pisten fährt.
Skifahrer - ↑44↓2
Ja genau lieber Michael - was für einen Kommentar gibt's du dann ab, wenn einer von euch "Feller" den Kopf verliert (im wahrsten Sinne des Wortes) am Windenseil des Pistenfahrzeuges?