Sport | Raron
Grossevent vor der Haustür
Carole Livia Troger gehört zu den grossen Talenten im Schiesssport. Sie spricht über die Vorfreude auf das Eidgenössische und ihren Traum von Olympia.
«Schreibt bitte nicht Waffe, denn wir reden meist von einem Sportgerät», sagt Carole Livia Troger (20) aus Raron. Die aufgestellte sympathische Sportmittelschülerin (HSK) tritt bei der Begegnung mit der RZ sehr selbstbewusst auf. Eine junge Frau, die weiss, was sie will. Der Schiesssport sei für sie mit den Jahren zu einer grossen Leidenschaft geworden, erzählt sie. Das Talent wird sie wohl geerbt haben. Bereits beide Grosseltern haben früher geschossen und so auch ihr Vater, Daniel Troger, der gleichzeitig ihr Trainer ist. Warum jedoch genau Schiessen? «Das Spannende daran finde ich, dass Körper und Geist harmonieren müssen, um erfolgreich zu sein, das fasziniert mich.»
13 bis 16 Stunden Training pro Woche
Die 20-Jährige schiesst seit sieben Jahren mit dem Luftgewehr und seit sechs Jahren Kleinkaliber. Auch wenn es im Kanton Wallis mehrheitlich die Männer sind, die sich am Schiessstand untereinander messen, ist Troger überzeugt, dass es schweizweit ebenso viele Frauen an den Schiessständen gibt wie Männer. «Gerade in den olympischen Disziplinen sind wir bestimmt nicht schlechter vertreten», sagt sie. Um ihr Talent zusätzlich zu fördern, besucht Troger die Sportmittelschule, wo sie heuer die Matura macht. «Von diesem Schulsystem konnte ich profitieren», sagt sie rückblickend. 50 Prozent durfte sie während der Schulzeit in Trainingseinheiten stecken. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass ihre Trainingspräsenz bei 13 bis 16 Stunden pro Woche liegt. Ihr Trainer ist ihr Vater. Wie ist die Harmonie auf dem Trainingsplatz? «Einfach ist es nicht immer, denn zwischendurch diskutieren wir auch mal auf emotionaler Ebene, was sich nicht immer positiv auswirkt.» Dennoch arbeiten die beiden erfolgreich zusammen. Der Fokus in den Trainingseinheiten wird meist auf die Technik gelegt. Dabei unterscheidet Troger zwischen drei verschiedenen Stufen. «Rhythmisieren, präzisieren und ökonomisieren.» Sämtliche Einheiten werden dann zwischen Trainer und Sportler besprochen. Ebenso wichtig: der mentale Aspekt. «Die Visualisierung und das autogene Training sind von grosser Bedeutung», weiss die Sportlerin. Troger wird mit Ausnahme von einer Woche, in der sie sich auf die mündliche Diplomprüfung vorbereitet, während des Schützenfestes täglich auf dem Gelände sein. Heute bestreitet sie das Eröffnungsschiessen. Am Samstag steht sie beim Ständematch im Einsatz. Und auch sonst hat sie eine Aufgabe. «Während des Anlasses bin ich als persönliche Assistentin meines Vaters im Einsatz», sagt sie und schmunzelt. Als Botschafterin des Events wird sie dabei oft auch repräsentative Aufgaben auszuführen haben.
Ungewisse Zukunft
Nach dem Abschluss in der Sportmittelschule will Troger weiter auf die Karte «Schiessen» setzen. Dennoch wird sich in naher Zukunft einiges ändern. «Ich werde meinen Wohnsitz demnächst nach Luzern verlegen, wo ich beim schweizerischen Schiesssportverband ein Praktikum absolvieren darf.» Dennoch werde sie bemüht sein, parallel mindestens während eines Jahres weiter auf den Leistungssport zu setzen. Ihr Ziel: der Sprung ins Kader der Schweizer Nationalmannschaft. Derzeit ist die Rarnerin in einem Übergangskader. «Schaffe ich während des nächsten Jahres den Schritt ins Nationalkader nicht, so bin ich kaderlos.» Dies hätte zur Folge, dass sie auch in Zukunft ihre Trainingseinheiten selber gestalten müsste. Unabhängig davon, ob sie den Sprung ins Nationalteam schafft, kann sie sich für die Olympischen Spiele qualifizieren. «Rio de Janeiro 2016 wird sehr knapp, aber ich träume von Tokio 2020 und werde mein Bestes geben, das es klappt.»
Simon Kalbermatten
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