Siders/Visp | Derby HC Siders - EHC Visp
«Jedes Spiel ist ein Playoff-Match»
Am Freitag kommt es in der Grabenhalle zum neuerlichen Derby Siders gegen Visp. Können sich die Oberwalliser für die überraschende Auftaktniederlage revanchieren? Siders-Mediensprecher Christian Zuber glaubt, dass man dem Favoriten wiederum ein Bein stellen kann.
Es war alles angerichtet für die grosse Auftaktparty in der neu erstellten Lonza Arena. Zum ersten Meisterschaftsheimspiel am 18. September empfingen die Visper den HC Siders. Das erste Derby seit Januar 2013. Gegen den Aufsteiger war das Team von Trainer Matti Alatalo klar zu favorisieren. Doch trotz Vorteilen und einer 1:0-Führung gelang den Vispern der K.-o.-Schlag nicht. Am Ende entwickelten sich die Sonnenstädter zum Partyschreck und nahmen drei Punkte mit nach Hause.
Visp im Flow – Siders im Down
Seitdem ist einiges passiert. Nach einem eher harzigen Start befinden sich die Visper richtiggehend in einem Flow und reihten sieben Siege aneinander (Stand Dienstagmittag). Der HC Siders dagegen verlor nach dem Überraschungserfolg in der Lonza Arena die nächsten neun Spiele. «Ich bin beeindruckt, dass die Fans trotz der Niederlagenserie immer noch treu zur Mannschaft stehen. Jetzt müssen wir einen Weg raus aus der Negativspirale finden», sagt Christian Zuber, Mediensprecher des HC Siders. Zu den Heimspielen pilgern im Schnitt immer noch über 2000 Zuschauer in die altehrwürdige Grabenhalle. Zum Vergleich: Beim Heimspiel des EVZ Academy gegen den EHC Visp «verirrten» sich gerade einmal 156 Zuschauer in die über 7000 Plätze fassenden Bosshard Arena in Zug. Am Freitag kommt es nun wieder zum Derby, diesmal in Siders. An den Stärkeverhältnissen hat sich nichts geändert. «Logisch, der EHC Visp ist klarer Favorit», sagt Zuber. Visp sei auch im letzten Duell anfangs klar besser gewesen und hätte mit mehreren Toren führen können. Aber im Eishockey kann es sehr schnell gehen. So glaubt Zuber, dass sein HC Siders dem Favoriten auch dieses Mal ein Bein stellen kann. Sein Tipp: 4:2.
Souvenir von Marcel Wick
Christian Zuber ist aber nicht nur Mediensprecher, sondern in erster Linie langjähriger HC-Siders-Fan. Der heute 48-Jährige kann sich noch zurückerinnern, als ihn sein Vater Ende der 1970er-Jahre an die Spiele des HC Siders mitnahm. Es war die Zeit, als der HC Siders den achtfachen Stanley-Cup Sieger Jacques Lemaire von den Montreal Canadiens als Spielertrainer für die NLB verpflichtete – auch heute noch einer der spektakulärsten Transfer in der Schweizer Eishockeygeschichte. Später dann der Aufstieg in die NLA. Als einer der grössten Erfolge der Klubgeschichte qualifizierte sich Siders in der Saison 1985/86 als Aufsteiger mit Spielern wie Bob Miller und Kelly Glowa für die ersten Playoffs in der Schweiz. Das Grande Lugano unter Trainer John Slettvoll war dann eine Nummer zu gross. Ans Spiel um Platz 3 gegen den EHC Kloten hat Zuber besondere Erinnerungen: «Klotens Marcel Wick, der Vater des heutigen ZSC-Stürmers Roman Wick, spedierte den Puck über die Bande direkt an meinen Kopf.» Die Wunde musste genäht werden, Zuber erzählt die Geschichte mit einem Strahlen in seinen Augen. Neben grossen Erfolgen hat Zuber auch den Tiefpunkt der Klubgeschichte, den Konkurs 2013, miterlebt. Weil er in den tiefen Ligen als Medienverantwortlicher kaum etwas zu tun hatte, sah man Zuber während der Spiele auch mal hinter dem Grill oder dem Racletteofen. Seit dem Konkurs geht es mit den Sonnenstädtern aber wieder stetig aufwärts. «Wir wollten sechs Jahren nach dem Konkurs wieder in der 1. Liga spielen – jetzt ist es sogar die Swiss League», sagt Zuber. Allerdings ist er davon überzeugt, dass die Zeiten mit drei Walliser Vereinen in der Swiss League vorbei sind: «Es hat im Wallis keinen Platz für drei NLB-Vereine.» Ganz wichtig sei, dass auch in Siders eine neue Halle realisiert wird. «Ohne neue Halle wird es in Zukunft in Siders kein NLB-Hockey mehr geben.» Deshalb hofft Zuber, dass der HC Siders schon 2024 in der neuen Halle spielen wird. Es wäre für ihn gleichzeitig auch das persönliche 20-Jahr-Jubiläum als Siders-Mediensprecher.
«Wussten, dass es schwierig wird»
Dass der HC Siders leidet, überrascht Zuber nicht: «Wir wussten, dass es schwierig wird. Sechs bis sieben Teams schaffen die Playoffs fix. Wir duellieren uns mit Winterthur und den Farmteams um den achten Platz.» Da es in der NLB wieder einen Absteiger gibt, haben nun auch die Farmteams aufgerüstet und spielen mit Ausländern. In die Abstiegsrunde würde man die erspielten Punkte mitnehmen. Deshalb betont Zuber: «Jedes Spiel ist für uns schon ein Playoff-Match.»
Frank O. Salzgeber
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