Lötschental | Bernhard Rieder macht sich für Zusammenarbeit stark

Kippler Gemeindepräsident fordert Fusion im Lötschental

Bernhard Rieder: «Man muss die Dorfbrille ablegen, um den Talblick nicht zu verlieren.»
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Bernhard Rieder: «Man muss die Dorfbrille ablegen, um den Talblick nicht zu verlieren.»
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Quelle: RZ 3

Knapp vier Monate vor den Gemeinderatswahlen wird eine Fusion im Lötschental zum Thema. Der abtretende Kippler Gemeindepräsident Bernhard Rieder spricht Klartext.

«Wenn wir im Lötschental vorwärtskommen wollen, ist eine Fusion dringend notwendig», sagt Bernhard Rieder. Dass sich der amtierende Gemeindepräsident von Kippel für eine Fusion starkmacht, hat nichts damit zu tun, dass er nicht mehr zur Wiederwahl antritt und sich aus der Politik zurückzieht. «Ganz unabhängig von der politischen Couleur ist eine Fusion der einzig richtige Weg, um für dorfübergreifende Themen die richtigen Lösungswerkzeuge zu haben», ist der abtretende Kippler Gemeindepräsident überzeugt.

Lauchernalp Bahnen im Fokus

Rieder begründet seine Meinung damit, dass das heutige System eher schwerfällig sei. «Momentan haben wir vier autonome Räte, die sich um die Belange und Interessen ihrer Gemeinde kümmern. Für die übergreifenden Themen, die die ganze Talschaft betreffen, fehlt ein Gremium, um Geschäfte beschlies­sen zu können. Jetzt kann jede Gemeinde ihr Veto gegen einen Vorschlag einlegen, wodurch ein Entscheid womöglich über Jahre hinweg blockiert wird. Dabei geht es bei einer Fusion allein um die Schaffung eines politischen Werkzeuges, welches den gemeindeübergreifenden Themen gerecht wird», ist Rieder überzeugt. Dabei sei es wichtig, die verfügbaren Gelder so einzusetzen, um die wirtschaftlichen Motoren des Lötschentals, allen voran die Lauchernalp Bahnen, in Schwung zu halten. «Wenn wir Arbeitsplätze schaffen, generieren wir dadurch mehr Steuergelder und schaffen damit auch eine Zukunft für unsere Kinder. Das ist die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung des Lötschentals», glaubt Rieder.

Dorfbrille ablegen

Bei einer allfälligen Fusion soll der «Dörfligeist» aber erhalten bleiben. «Auf jeder Gemeinde sollte auch nach einer Fusion ein Gemeindebüro mit allen Angestellten als Anlaufstelle bleiben. Zudem wird jedes Dorf und jeder Verein seine Identität behalten. Das ist umso wichtiger, um ein befruchtendes Konkurrenzdenken zu erhalten.» Für Rieder ist die nächste Amtsperiode der richtige Zeitpunkt, um eine mögliche Fusion in Angriff zu nehmen. «Wir brauchen dieses Instrument, damit wir uns unserer gegenseitigen Abhängigkeit bewusster werden und vermehrt auch so denken und handeln. Man muss die Dorfbrille ablegen, um den Talblick nicht zu verlieren», ist der engagierte Politiker überzeugt.

Zusammenarbeit klappt gut

Weit weniger euphorisch tönt es aus den anderen drei Talgemeinden. «Die bestehende Zusammenarbeit funktioniert sehr gut», sagt der Wiler Gemeindepräsident Hans-Jakob Rieder. Insofern sei eine Fusion «nicht zwingend». Gleicher Meinung ist Lukas Kalbermatten, Gemeindepräsident von Blatten. «Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen sehr gut zusammen. Und finanziell bringt eine Fusion nicht viel.» Auch die Ferdner Gemeindepräsidentin Nadja Jeitziner steht einer Fusion zurückhaltend gegenüber. Schon heute sei eine sinnvolle Zusammenarbeit vorhanden. Deshalb sei eine Fusion «kein vordringliches Thema».

Walter Bellwald

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Kommentare

  • Peter Aebersold - 1617

    Die Gemeindefusionen haben gesamtschweizerisch stark zugenommen, weil sie „von oben“ nach dem undemokratischen Vorbild der EU mit Zuckerbrot (Millionengeschenke aus Steuergeldern für „Fusionswillige“) und Peitsche (Finanzielle Bestrafung von nicht „fusionswilligen“ Kleingemeinden) durchgesetzt werden und nicht weil sich die Bürger in ihrem Dorf nicht wohlfühlen. Ohne Dörfligeist und Gemeindefreiheit gäbe es unsere, von der ganzen Welt bestaunte, direkte Demokratie und unseren Wohlstand nicht. Dabei sind die Auswirkungen der verordneten Fusionen auf die lokale Demokratie kaum erforscht.

    Die einzigen zwei Studien, weisen klar auf die negativen Effekte hin: Fusionen führen zu sinkender Wahlbeteiligung und tragen zum Verschwinden lokaler, nicht auf nationaler Ebene etablierter Parteien bei. Das politische Interesse der Stimmbürger nach einer Fusion sinkt, weil sich ein Teil der Stimmberechtigten mit der fusionierten Gemeinde nicht mehr identifizieren kann. Die ZDA – Studie zeigt, dass die Abnahme der Wahlbeteiligung in denjenigen Ursprungsgemeinden besonders deutlich ist, die nur einen kleinen Bevölkerungsanteil an der neu entstandenen Gemeinde ausmachen. Fusionen mit grösseren Gemeinden führen oft zu einem Wechsel von der direkten Demokratie zur repräsentativen Demokratie. Freiheit ade!

  • Saasi - 2212

    Genau so wie das Lötschental ist das Saastal strukturiert. Eine Fusion ist auch hier dringend notwendig. Es gibt aber immer noch diese konservativen Bürger, die realitätsfremd durchs Leben gehen und den andern ja nichts gönnen. Bei jeder Fusion muss jeder Partner Opfer bringen oder besser gesagt alte Bräuche und Sitten aufgeben, im Gegenzug gewinnt er an Einfluss gegen aussen. Also "Leetschini" und "Saasini" tiet d Öigu üf und stellet ne der Züekunft!

    • Matti - 01

      Saas und Lötschen gleich zu setzen ist schon mal ziemlich grob!
      Das Lötschental arbeiten gut zusammen, auch ohne Fusion!
      Und die Aussage "den andern ja nichts gönnen" , benutzen wir bitte für andere Täler, aber nicht fürs Lötschental!

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