Ernen | Einsprachen gegen Flurwegprojekt
Misstöne im Musikdorf Ernen
Die Gemeinde plant, in den Gebieten «Mühle» und «Übermoos» ein Flurwegeprojekt umzusetzen. Dagegen wehren sich das Heimatmuseum, Umweltverbände und Private. Sie sehen das geschützte Dorfbild von Ernen bedroht.
Die Gemeinde Ernen will zusammen mit dem Meliorationsamt des Kantons Wallis die landwirtschaftlichen Flächen unterhalb des Dorfs sowie zwischen Mühlebach und Ernen besser zugänglich machen. Dazu sollen verschiedene Feldwege ausgebaut und auch ein neuer Flurweg angelegt werden. «Das Projekt ist essenziell, damit das betroffene Gebiet von den Landwirten weiterhin bewirtschaftet werden kann», erklärt die Gemeindepräsidentin von Ernen, Christine Clausen. «Derzeit sind die Wege kaum noch nutzbar, da die aktuelle Nutzung, vor allem aber die grosse Feuchtigkeit in diesem Gebiet den bestehenden Strassen über die Jahre hinweg zugesetzt hat und es daher zu starker Schmutzentwicklung kommt.» Für rund eine Million sollen die Flurwege daher saniert werden.
Breiter Widerstand
Die Pläne des Meliorationsamtes und der Gemeinde stossen allerdings nicht überall auf Gegenliebe. Mit der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und Pro Natura haben gleich zwei Umweltverbände gegen das Projekt eingesprochen und auch das Heimatmuseum in Ernen wehrt sich gegen die Flurwegpläne. Zwar sind beide Verbände und das Heimatmuseum mit der Sanierung eines Flurwegabschnittes grundsätzlich einverstanden, bei einem vorgesehenen Neubau gehen die Meinungen der Einsprechenden jedoch nicht mit jener der Gemeinde konform. Stein des Anstosses ist der Bereich «Mühle bis Feldgasse», in dem ein bisher bestehender Fussweg zu einem Flurweg verbreitert werden soll. «Der Bau einer solchen, drei Meter breiten Strasse wäre ein massiver Eingriff in das vom Bund geschützte Ortsbild von Ernen», sagt Eva-Maria Kläy, Geschäftsführerin von Pro Natura Oberwallis. «Die ‹Schokoladenseite› von Ernen würde mit diesem Eingriff nachhaltig verschandelt.» Ähnlich sieht dies die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, die in ihrer Einsprache gegen das Projekt davon schreibt, dass das Projekt dazu führen würde, dass «Ernen anschliessend von einer ringförmigen Strasse umgeben wäre», weshalb man diesen Wegausbau als «klar nicht landschafts- und ortsbildschutzverträglich» erachte.
Auch Private dagegen
Allerdings bläst dem Flurwegeprojekt nicht nur seitens der Umweltverbände ein kräftiger Wind entgegen. Widerstand gegen das Projekt hat sich auch auf privater Seite formiert. So kämpft die IG Flurweg dagegen, dass das geschützte Ortsbild von Ernen durch den Ausbau des Weges im Bereich «Mühle» beeinträchtigt wird. «Das betroffene Areal ist von ausgesprochener Schönheit», sagt IG-Mitglied Robert Turzer. «Den Neubau eines Flurwegs entlang der historischen Wasserleite Wüer lehnen wir daher ab. Dies würde mit grossen Erdverschiebungen geschehen, der naturnahe Lauf des Wüer damit zerstört, Kulturland und Obstbäume geopfert. Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis.» Das Argument von Gemeindepräsidentin Clausen, die Bewirtschaftung der betroffenen Flächen sei ohne das Projekt nicht gesichert, will Turzer dabei nicht gelten lassen. «Es gibt alternative Einfahrten in die Geländekammern, die heute schliesslich schon genutzt werden», sagt er. Für die IG Flurweg ist daher klar, dass das Projekt in seiner jetzigen Planung komplett gestoppt werden muss. «Danach können wir uns gemeinsam an den Tisch setzen und mit der Gemeinde und dem Meliorationsamt nach anderen Lösungen suchen», so IG-Vertreter Turzer. Gemeindepräsidentin Christine Clausen sagt indes, dass Gespräche mit den Einsprechern teilweise bereits stattgefunden hätten. Man sei bemüht, für die landwirtschaftliche Erschliessung eine «gute Lösung» zu finden.
Martin Meul
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