Oberwallis | Zeitplan wird nicht eingehalten
Umbau von Bahnhöfen verzögert sich
Bis 2023 müssten alle Schweizer Bahnhöfe behindertengerecht umgebaut sein. So verlangt es das Behindertengleichstellungsgesetz. Doch der Zeitplan stockt. Auch bei einigen Oberwalliser Bahnhöfen dauert die Umrüstung länger.
Das 2004 in Kraft getretene Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) hält fest, dass der öffentliche Verkehr (öV) bis spätestens Ende 2023 den Bedürfnissen der behinderten und altersbedingt eingeschränkten Reisenden entsprechen muss. Dies bedeutet, dass nach einer Übergangsfrist von 20 Jahren barrierefreie Zugänge zu Perrons und Einstiege in die Züge möglich sein müssen. Für Personen mit eingeschränkter Mobilität, Senioren, Passagiere mit viel Gepäck oder Kinderwagen sowie für Reisende, die nach einem Unfall an Krücken gehen, ist der niveaugleiche Einstieg wichtig, um den öV selbstständig benützen zu können. Dieses flächendeckende Umbauprogramm kostet die SBB über drei Milliarden Schweizer Franken.
120 Bahnhöfe haben Verspätung
Bis Ende 2023 werden 556 Bahnhöfe BehiG-konform sein. Das heisst, 93 Prozent der Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen werden dann autonom reisen können. Es bedeutet aber auch: Rund 120 Bahnhöfe werden nicht rechtzeitig fertig. Bei diesen Bahnhöfen sind noch vertiefte Abklärungen nötig. Dabei handelt es sich in erster Linie um grosse Bahnhöfe wie Bern, Lenzburg, Neuenburg oder teilweise der Bahnhof Zürich, bei denen sehr grosse Bauprojekte gleichzeitig anstehen und koordiniert werden müssen. Die Anpassungen sollen nämlich mit den laufenden Eisenbahn-Ausbauprogrammen und dem ordentlichen Substanzerhalt koordiniert werden, damit jeder Bahnhof und jede Eisenbahn-Haltestelle möglichst nur einmal umgebaut wird. Grossen Nachholbedarf gibt es auch bei den Haltestellen der Busunternehmen. Hier sind aber die Kantone und Gemeinden zuständig.
Auch Oberwalliser Bahnhöfe betroffen
Während die grossen Oberwalliser Bahnhöfe Brig und Visp spätestens bis 2023 autonom und spontan benutzbar, also behindertengerecht sind, werden laut Prognosen der SBB die kleinen Oberwalliser Bahnhöfe in Gampel-Steg, Raron und Turtmann voraussichtlich erst 2024 BehiG-konform sein. Beim Bahnhof in Salgesch gibt es noch keinen Zeittermin. An allen Bahnhöfen, die ab Ende 2023 nicht barrierefrei sind, wird die SBB Ersatzlösungen anbieten. Dazu zählen beispielsweise Hilfestellungen durch das Bahnpersonal, mobile Lifte und Rampen. Die SBB wird diese Ersatzlösungen erweitern und erarbeitet die Details derzeit mit dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV), wie Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, ausführt. Die Matterhorn Gotthard Bahn dagegen ist laut Mediensprecher Jan Bärwalde voll im Fahrplan: «Bis 2023 sollten alle MGB-Bahnhöfe behindertengerecht umgebaut sein.»
Frank O. Salzgeber
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