Interview | Dominik Chanton, Direktor Schulen Brig Süd
«Viele Leute haben ein altmodisches Bild von Schule»
Dominik Chanton ist der neue Direktor der Schulen Brig Süd. Im Interview spricht er über seine Vision von Schule, Herausforderungen und die Präsenz seiner Institution in den sozialen Medien.
Dominik Chanton, seit wenigen Wochen sind Sie offiziell der neue Briger Schuldirektor. Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie stressig war die letzte Zeit für Sie?
Höchstens eine Drei.
Das überrascht. Woher kommt die Entspanntheit?
Es ist ja so, dass man an den Schulen Brig Süd als Schuldirektor nicht alleine ist. Ich habe ein sechsköpfiges Schulleitungsteam um mich herum, welches sehr viel Erfahrung hat
und eine top Arbeit leistet. Daher war der Einstieg in meine neue Aufgabe doch recht entspannt.
Was sind denn die konkreten Aufgaben, die Sie als Schuldirektor in diesem Team haben?
Ich bin das Verbindungsglied zwischen operativer und strategischer Ebene der Schulregion. Das heisst, dass ich mit dem Tagesgeschäft der Schule eher weniger zu tun habe.
Das tönt sehr abstrakt. Können Sie Ihre Aufgabe an einem Beispiel erläutern?
Nehmen wir die Orientierungsschule, konkret das Budget. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Interessen der verschiedenen Gemeinden der Schulregion, die schlussendlich die Kosten für die OS tragen, gewahrt werden. Das heisst, ich schaue, was die OS an finanziellen Mitteln braucht, lege dieses Budget dann den verschiedenen Steuerungsgremien vor, sodass schlussendlich die Gemeinden kalkulieren können, wie viel Geld sie in ihrem Budget für die OS vorsehen müssen.
Welche grundsätzliche Vision von Schule werden Sie als Direktor verfolgen?
Besonders wichtig ist mir, dass die Schuldirektion nicht ein Macht-, sondern ein Servicecenter ist. Der Direktionsrat soll Entscheidungen gemeinsam treffen, sofern möglich direkt vor Ort. Es macht beispielsweise keinen Sinn, wenn die Direktion in Brig darüber diskutiert, ob ein Kind eine Unterstützungsmassnahme braucht oder nicht. Das sollen vielmehr die Fachleute vor Ort tun. Wir wollen nur die dazu nötigen Rahmenbedingungen bieten.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Robert Lochmatter?
Ich stelle fest, dass die Schule bislang wenig in die Öffentlichkeit gegangen ist. Das werden wir ändern. Wir wollen zeigen, was wir tun und weshalb. Dazu werden wir viel präsenter in den sozialen Medien sein. Viele Leute haben nach wie vor ein sehr altmodisches Bild von Schule. Das wollen wir aufbrechen, indem wir uns und unsere Leistungen zeigen. Dabei kommen mir natürlich die Erfahrungen zugute, die ich in den letzten Jahren als Redaktionsleiter bei «Radio Rottu» gemacht habe. Ansonsten werde ich aber nicht viel ändern. Ich durfte eine hervorragend aufgestellte Schule mit hoch qualifiziertem Personal übernehmen. An diesem System etwas zu ändern, wäre kontraproduktiv.
Welche Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Jahren auf die Schule im Allgemeinen zukommen?
Ich denke, dass es für einen Schuldirektor wichtig ist, sich immer wieder auf die Kernkompetenz der Schule zurückzubesinnen. Ich stelle fest, dass heute Statistiken und allgemeinen Bewertungen, zum Beispiel dem PISA-Test, viel Bedeutung zugemessen wird. Hier gilt es, sich immer wieder die Frage zu stellen: Hilft das dem einzelnen Schüler? Es geht doch darum, jeden Einzelnen fit für eine weiterführende Schule oder eine Lehre zu machen. Ich denke, hier muss ein wenig Gegensteuer gegeben werden, denn ein gutes Schulresultat beim PISA-Test sagt wenig über die Befähigung des einzelnen Schülers aus, seinen Weg im Leben erfolgreich gehen zu können. Nur wenn wir das schaffen, sind wir als Schule erfolgreich gewesen.
Bildungsminister Christophe Darbellay hat vergangene Woche auf den Lehrermangel im Wallis hingewiesen. Spüren Sie diesen Mangel an den Schulen Brig Süd?
Nein. Wir haben das Glück, dass sich viele Lehrpersonen bei uns auf Eigeninitiative hin bewerben. Ich denke, das hat damit zu tun, dass unsere Schule nach aussen hin ein sehr gute Image hat. Gleichzeitig machen unsere Lehrpersonen Werbung für uns, wenn sie mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind und anderen davon erzählen. Nichtsdestotrotz sind der Kanton und die Ausbildungsstätten gefordert, dass genügend junge Leute den Beruf des Erziehers ergreifen und vor allem auch bereit sind, diesem im Wallis nachzugehen.
Martin Meul
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