Region | Die Vision von Raron
Werden diese Kirchen mit einem Lift verbunden?
Sie beide sind Aushängeschilder der Gemeinde Raron. Die Felsenkirche und die Burgkirche. Werden Sie bald mit einem Lift verbunden?
Es geschieht Anfang Januar 2019 an der Neujahrsansprache von Pfarrer Paul Martone in Raron: Er erinnert, wie der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl Anfang der 1980er-Jahre Raron besucht hat. In jenem April liegt Schnee vor der Burgkirche. Der Kanzler rutscht aus und fällt zu Boden. «Das wäre nicht passiert, wenn es einen Lift zwischen der Felsen- und der Burgkirche gegeben hätte», sagt Martone heuer mit einem Augenzwinkern. Die Idee, dass ein Lift die beiden Kirchen verbinden soll, ist nicht neu. Kommt mit Pfarrer Paul Martone frischer Schwung in die Überlegung?
Touristische Attraktion
Tatsächlich finden auch Teile der Rarner Bevölkerung grossen Gefallen an der Idee. Josef Jeiziner (86) lebt seit Jahrzehnten in Raron und ist überzeugt: «Dieser Lift wird demnächst gebaut, daran glaube ich fest.» Jeiziner ist diesbezüglich selbst aktiv geworden und hat eine Statistik geführt. «Zwischen März 2018 und November 2018 haben insgesamt 68 Reisecars vor der Felsenkirche halt gemacht», sagt er. Selbst ist er davon überzeugt, dass die Reisenden eine Liftfahrt von der Felsen- zur Burgkirche schätzen würden. Der Rarner Pfarrer Paul Martone stützt diese Aussage und sagt: «Das wäre ein tolles touristisches Angebot, denn oft können die Touristen aus zeitlichen Gründen nur die eine Kirche besuchen, was sehr schade ist.» Denn: Sowohl die Felsen- als auch die Burgkirche sind touristische Anziehungspunkte und demnach einen Besuch wert. Die Burgkirche gilt gar als Wahrzeichen von Raron und blickt auf eine langjährige Geschichte zurück.
Aus dem 15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert hat Bischof Matthäus Schiner an den Rarner Baumeister Ulrich Ruffener den Auftrag erteilt, auf dem Burghügel die Kirche zu bauen. Aus dem Buch «Ulrich Ruffener» geht hervor: Innerhalb der Walliser Spätgotik darf die Pfarrkirche des heiligen Romanus auf der Burg in Raron, zusammen mit der Theodulskirche in Sitten den ersten Rang beanspruchen. Anfang der 1970er-Jahre wird die Felsenkirche gebaut. Damals ist der Entschluss innerhalb der Bevölkerung weniger überzeugend. Dennoch beginnen die Bauarbeiten, bevor die Kirche im Jahr 1974 eingeweiht wird. Heute gehören die Burg- wie die Felsenkirche in Raron zusammen mit der Rilke-Grabstätte zu den meist besuchten touristischen Attraktionen im Dorf. Demnach ist Nadine Lory, Geschäftsführerin von Raron-Niedergesteln Tourismus, von der Idee eines Lifts, der die beiden Kirchen miteinander verbindet, begeistert.
Verbindung durch den Fels
«Das ist eine äusserst interessante Idee», sagt Lory. Sie selbst erinnert sich daran, dass mehrere ältere Leute «bloss» die Felsenkirche besuchen, nicht aber den Weg zur Burgkirche auf sich nehmen. Dies ist auch Jeiziner aufgefallen. Er sagt: «Manchem Besucher ist der Weg zur Burgkirche dann doch zu streng oder es fehlt das nötige Zeitfenster, um den Weg noch hochzulaufen.» Für Lory steht fest, dass ein allfälliger Liftbau zwingend durch den Felsen führen müsste. «Das würde Sinn machen, denn dadurch würde das Ortsbild nicht beeinträchtigt.» Pfarrer Paul Martone findet einen weiteren Grund, weshalb der Lift durch den Felsen führen muss. «Jede andere Variante würde der Denkmalschutz wohl kaum akzeptieren», sagt er. Wie realistisch ist aber eine Liftverbindung zwischen der Felsen- und der Burgkirche in Raron? Und: Was sagt die Gemeinde zu dieser Idee?
Gemeinde reagiert positiv
Für Gemeindepräsident Reinhard Imboden ist die Idee nicht neu. Er finde es toll, wie der Rarner Pfarrer Paul Martone sich dafür einsetze. «Aus Sicht der Gemeinde gilt zu sagen, dass wir keineswegs gegen ein solches Projekt sind und dies in unserer Finanzplanung bereits integriert haben.» Auch die Tatsache, dass der Rilke-Friedhof bei der Burgkirche ist, bekräftigt eine Verbindung zwischen den beiden Kirchen. Für Imboden muss es jedoch nicht zwingend eine Liftverbindung sein. «Wir haben uns auch überlegt, ob man die Besucher der beiden Kirchen mit einem anderen Transportmittel zur Burgkirche führen könnte», sagt er. Konkret schwebe ihm das Beispiel des Kleinen Simplon Expresses in Brig vor. Sollte das Projekt konkret werden, prüft die Gemeinde Raron diesbezüglich diverse Möglichkeiten. Wann eine Verbindung zwischen den beiden Kirchen in Angriff genommen werde, sei zurzeit jedoch unklar, so der Gemeindepräsident. «Es ist möglich, dass wir ein solches Projekt in einem halben Jahr vorantreiben, aber es kann auch noch zwei bis fünf Jahre dauern», so Imboden.
Simon Kalbermatten
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