Visperterminen | Konkurrenz aus dem Südtirol
Hat Visperterminen noch den höchsten Weinberg?
Mit dem Slogan «Der höchste Weinberg Europas» wurde das Heidadorf schweizweit bekannt. Doch jetzt will ein Weinbauer aus Südtirol höher hinaus.
Vor rund 20 Jahren wurden in Visperterminen die Trockensteinmauern neu erstellt und die brachliegenden obersten Rebflächen in «Obri Riebe» wieder bewirtschaftet. Damit gelang es, auf einer Höhe von 1150 m ü. M. Wein anzubauen. Mit Stolz wird seitdem unter dem Slogan «Höchster Weinberg Europas» der Heidawein vermarktet, und das Dorf Visperterminen wurde damit schweizweit bekannt.
Südtirol: Reben auf 1340 Metern
In den vergangenen Jahren wurde dem Berg- und Heidadorf Visperterminen der Titel «Höchster Weinberg Europas» immer wieder streitig gemacht. So ist auch auf der Internetseite der Tourismusregion Vinschgau in Südtirol vom höchsten Weinberg in Europa die Rede. In der Vergangenheit endete die Weinbaugrenze in jener Gegend in Italien bei 900 Metern. Seit 2013 wurde nun eine zwei Hektaren grosse Hangparzelle des Klosters Marienberg bei Mals bestockt. «Kein Weinberg auf dem europäischen Festland ist dem Himmel näher als jener beim Kloster Marienberg», ist im Lokalblatt «Der Vinschger» zu lesen. Die höchstgelegene Benediktinerabtei in Europa liegt auf 1340 m ü. M. und hat den Boden dem Weinhof Calvenschloessl der Familie Van den Dries verpachtet. «Die Beschaffenheit des sandigen Bodens an den Südhängen des Klosters ist für den Weinbau bestens geeignet», sagt Hilde Van den Dries. Im Oktober erwartet man von den 5000 Rebstöcken die dritte Ernte. Die 1200 Flaschen werden an die lokale Gastronomie verkauft.
Heidadorf reagiert gelassen
Auf den rund 200 Meter höher gelegenen Weinberg in Südtirol angesprochen, meint Markus Burgener, Geschäftsführer der St. Jodern Kellerei in Visperterminen: «Selbstverständlich ist es nicht unsere Absicht, die Kunden in die Irre zu führen. Wir verschweigen nicht, dass es einzelne höher gelegene Rebparzellen gibt, sogar hier im Wallis. Aber niemand hat einen so grossen, zusammenhängenden Rebberg.» Dies bestätigt François Zimmermann, Tourismusverantwortlicher des Heidadorfs Visperterminen: «Wir haben hier 45 Hektaren Reben, davon bilden 35 Hektaren einen zusammenhängenden Rebberg, der sich von der Talebene von 650 m ü. M. bis auf 1150 m ü. M. erstreckt. Das ist nach meinem Wissensstand einzigartig auf dem europäischen Festland.» Und Burgener ergänzt: «Wir sind von der Einzigartigkeit unseres von traditionellen Trockensteinmauern getragenen und von 600 Genossenschaftern in mühsamer Handarbeit ohne Maschinen bewirtschafteten Weinbergs überzeugt. ‹Höchster Weinberg Europas› ist natürlich nur ein Slogan, welcher dies alles nicht direkt vermitteln kann.»
Rekord in Argentinien
Dass Weinreben in sehr grossen Höhen gedeihen und ihre Trauben auch noch wirtschaftlich verwertbar sind, ist meist mit grossen Mühen verbunden, aber gar nicht so selten. Als höchste Weinzone nicht in Festlandeuropa, sondern in ganz Europa gilt das auf 1800 Höhenmetern gelegene spanische Teneriffa auf den Kanarischen Inseln. In der argentinischen Weinregion Salta werden Reben sogar auf einer stolzen Höhe von 3111 Metern kultiviert – das ist definitiv Weltrekord.
Frank O. Salzgeber
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