Region | Geplante Kurtaxenerhöhung in Zermatt
Zermatt will Sommertourismus ankurbeln und dafür Kurtaxe verdoppeln
Um sich touristisch für die Zukunft zu rüsten, soll im Matterhorndorf bereits per Ende Jahr die Kurtaxe erhöht werden. Damit soll vor allem dem Sommergast mehr geboten werden.
Die Kurtaxe im Matterhorndorf beträgt zurzeit pro erwachsene Person 2.50 Franken. Auf Initiative des örtlichen Hoteliervereins sowie des Vorstands von Zermatt Tourismus soll diese nun merklich erhöht werden. Die Rede ist von einer Verdoppelung – sprich neu wären es dann fünf Franken pro Nacht. Der Vizepräsident des Zermatter Hoteliervereins Florian Julen erklärt: «Gehen wir von jährlich insgesamt 1,8 Millionen Übernachtungen aus, ergibt das Mehreinnahmen von rund 4,5 Millionen Franken pro Jahr.» Eine entsprechende Vernehmlassung ist zurzeit im Gang. Der örtliche Appartementverein hat darüber bereits beraten. Wie dort zu vernehmen ist, stehe man dem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber. Begrüsst werde dabei die Strategie der sofortigen Erhöhung auf einen Schlag, anstelle einer über Jahre immer wiederkehrenden schrittweisen Anpassung. Wichtig sei jedoch, dass das Geld richtig verwaltet und gezielt eingesetzt werde.
Ausbau und Erhalt von Anlässen
Damit dies so geschieht, haben die Initianten klare Vorstellungen. So sieht das Konzept Folgendes vor: Ein Teil der Mehreinnahmen soll in den Erhalt und Ausbau von bestehenden Sommeranlässe im Bereich Sport oder aber Musik fliessen. Zum anderen sollen neue Events wie beispielsweise die im letzten Sommer stattgefundenen Freilichtspiele auf dem Riffelberg weitergeführt werden. So erklärt Julen, dass die letztjährige Austragung enorm zur Attraktivitätssteigerung Zermatts beigetragen habe. Diesen Effekt wolle man ausnützen. Wie die RZ weiss, sind die Vorbereitungen für eine weitere Durchführung im Sommer 2017 bereits voll im Gang. Mit dem anderen Teil der Mehreinnahmen sieht das Konzept die Schaffung eines Fonds vor. Dieser wiederum soll in zwei Teilbereiche aufgeteilt werden. So soll mit einem davon in die touristische Infrastruktur investiert werden. Im Gespräch ist dabei die Positionierung von Zermatt als Mountainbikedestination. Hierfür sind die konkreten Planungen zum entsprechenden Ausbau im Gang und weit fortgeschritten. Gemäss Julen sind andere Möglichkeiten für den weiteren Ausbau des touristischen Angebots im Gespräch.
Freie Fahrten auf die «Sunnegga»
Mit dem anderen Teil des Fonds soll dem Sommergast der Zugang zum Bergerlebnis erleichtert werden. Dieser ist gemäss Julen jedoch ausschliesslich für den Aufenthaltsgast gedacht. Sozusagen als Gegenpol zum Ausflugsgast, welcher ein bis zwei Nächte verbringt. «Der Gast, welcher mindestens drei Nächte übernachtet, sollte eine bestimmte Anzahl Fahrten mit der Bahn auf die «Sunnegga» erhalten, welche der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen oder aber das Bergerlebnis im Allgemeinen bildet.» Die klare Zielgruppe der Kurtaxenerhöhung sei ganz klar nicht der Ausflugs-, sondern der Residenzgast. Dieser erhalte somit einen direkten und spürbaren Mehrwert.
Schaffung einer neuen Organisation
Für die Verwaltung des Fonds soll eine neue Organisation gegründet werden. Dabei macht man sich zurzeit Gedanken über deren Rechtsform, Aufgaben, Kompetenzen oder aber Verantwortlichkeit. Einsitz sollen Vertreter der Gemeinde und Zermatt Tourismus sowie Beherberger haben, «Die Vermarktung wird dabei sicherlich von Zermatt Tourismus übernommen. Hingegen stellen wir uns vor, dass höchstwahrscheinlich mehrheitlich die Beherberger – sprich Hoteliers und Wohnungsvermieter – den Einsatz der Gelder steuern können. Der Beherberger begleitet den Gast während seines Aufenthalts am meisten und erkennt so am ehesten seine Bedürfnisse», erklärt Julen. Denn die inbegriffenen Fahrten auf die «Sunnegga» seien erst ein Anfang. Das Angebot könne jederzeit auf die jeweiligen Gästebedürfnisse oder aber Wünsche angepasst und ausgebaut werden.
Sportlicher Zeitplan
Nebst all diesen Bestrebungen dürfe nicht ausser Acht gelassen werden, dass Zermatt Tourismus auch weiterhin den selben Anteil der Kurtaxen erhalten wird wie bis anhin, erklärt Julen: «Unabhängig davon, ob die Erhöhung verwirklicht wird oder nicht, wird deren Anteil weder verkleinert noch verändert.» Bevor aber das ganze Vorhaben umgesetzt werden kann, bedarf es vorgängig noch zahlreicher Schritte. So fällt zuerst der Vorstand von Zermatt Tourismus einen Grundsatzentscheid, ob eingetreten wird oder nicht. Dieser Entscheid stand bis Redaktionsschluss noch aus. Parallel dazu sind die Arbeiten für das entsprechende neue Kurtaxenreglement im Gang. Steht dieses, muss es wiederum vom Vorstand von Zermatt Tourismus genehmigt werden. Anschliessend bedarf es der Zustimmung der ausserordentlichen Generalversammlung. Sagen die Mitglieder Ja, wird es dem Gemeinderat vorgelegt. Werden all diese Hürden genommen, befindet die Urversammlung am 14. Juni darüber. Bei einem Ja muss es vom Staatsrat homologiert werden. Wie es heisst, sei eine rasche Vorgehensweise unabdingbar, da die Einführung der Kurtaxenerhöhung bereits zu Beginn der nächsten Wintersaison geplant sei. Und dafür gebe es bereits jetzt täglich Buchungen und Anfragen.
Peter Abgottspon
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Kommentare
Othmar Imboden - ↑7↓4
Ich bin für ein generelles Mountainbikeverbot in und um Zermatt. Die Tourismusverantwortlichen sind aufs schnelle Geld des Massentourismus aus uns scheren sich einen Dreck um nachhaltige Entwicklung.
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robi lacher - ↑10↓4
Sollte dieses Vorhaben nicht ein 1. Aprilscherz sein, dann werden sich die Tourismusverantwortlichen damit ins eigene Bein schiessen. Gute Nacht Zermatt, man kann auch auf diese Weise seine Gäste verlieren, wenn so ein Blödsinn in den internationalen Medien erscheint. Neues innovatives Spiel in Zermatt: Gästemelken!!!!
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renz anton - ↑18↓4
Hätte man die kosten im griff wäre eine erhöhung nicht nötig. Freifahrten auf sunnegga könnten von den bahnen im sinne einer gemeinsamen strategie kostenlos angeboten werden. Wer nur eine nacht bleibt bezahlt an der infrastruktur für alle die ein grösseres budget haben umd sich die fahrten eher leisten können. Dann frag ich mich warum für dieses vorhaben eine neue organisation gegründet werden muss. Würden die touristiker in zermatt weniger dem golfen frönen wäre dies kaum nötig. Anscheinend hat man die zeichen der zeit noch nicht erkannt.
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