Zermatt | Investoren bleiben im Hintergrund

Zermatter Privatschule mit unklarer Finanzierung

Zermatter Kinder können ab dem nächsten Jahr in zwei verschiedene ­Schulen gehen.
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Zermatter Kinder können ab dem nächsten Jahr in zwei verschiedene ­Schulen gehen.
Foto: Günter Havlena/pixelio.de

Quelle: RZ 0

Die «gd-Schule» eröffnet einen Standort im Matterhorndorf. Dafür erhält sie keine öffentlichen Gelder und das Schulgeld wird nicht erhöht. Woher die Finanzierung stammt, ist demnach unklar.

Die «gd-Schule» eröffnet ab August 2020 im Matterhorndorf einen Standort. Gestartet wird in einem bestehenden Chalet am Waldrand mit vorerst rund 20 Kindern (1H bis 8H) und kontinuierlich wird sie dann auf 50 Schüler ausgeweitet. Dafür ist zusätzlich ein Neubau geplant (der WB berichtete). Die Nachfrage nach zusätzlichen Plätzen an der Schule mit dem Bildungsmodell ohne Schulfächer, ohne Stundenplan, ohne klassischen Unterricht und bis zur OS-Stufe ohne Prüfungen und Noten ist offenbar gross. Schon seit Längerem planen die Verantwortlichen nämlich die Ausweitung der Strukturen am Standort Bratsch, mit der dortigen Übernahme eines weiteren Gebäudes. Wenn alles klappt, können dann dort ab August 2020 insgesamt 67 Kinder zur Schule gehen (aktuell 42).

Keine öffentlichen Gelder

Hinzu kommt nun der Standort Zermatt, wo laut Schulleiter Damian Gsponer das gleiche päda­gogische Schulmodell zum Zuge kommen wird. Auch die Höhe des Schulgeldes soll gemäss dem sozialen Gedanken identisch bleiben. «Die Eltern bezahlen wie in Bratsch auch nach ihren finanziellen Möglichkeiten», sagt Gsponer. Ausgeschlossen sei aber nicht, dass die ­Betriebskosten in Zermatt aufgrund anderer Rahmenbedingungen höher seien. Hinzu kommt: Im Vergleich mit Bratsch, wo sich die Gemeinde Gampel-Bratsch jedes Jahr mit 60 000 Franken beteiligt, wird der neue Standort von der Gemeinde Zermatt nicht unterstützt. Und auch vom Kanton Wallis gibt es kein Geld. Wie also finanziert sich die Zermatter «gd-Schule»? Ist unter diesen Voraussetzungen eine nachhaltige Entwicklung überhaupt sichergestellt? Laut Gsponer wird dem Zermatter Standort das Schulgebäude «zur Verfügung» gestellt. Was damit genau gemeint ist, sagt er nicht. Und für die anderweitige ­Organisation verweist er auf die Trägerstiftung «innovative Bergbildung», welche mitunter für die finanziellen Belange beider Stand­orte verantwortlich sei und deren Präsident er selbst ist. Doch als ­solcher bleibt er vage. «Wir erhalten Spenden von Sponsoren und Gönnern», sagt er. Hinzu kämen für Zermatt aber Investoren, deren Namen er aber nicht verraten will. Wer zu den «finanzstarken» Initianten gehört, welche sich demnach wohl auch um die Finanzierung des besagten Neubaus kümmern werden, bleibt also offen.

«Wir wollen keine Eliteschule»

Damian Gsponer, Leiter «gd-Schule»

«Keine Ausgrenzung»

Sicher ist aber: Eine Gruppe von Eltern, welche sich in der Vergangenheit schon einmal für eine alter­native Schule im Matterhorndorf eingesetzt hat, ist es offenbar nicht. Man sei zwar mit der «gd-Schule» in Kontakt getreten, schliesslich habe man das Vorhaben aber mitunter wegen der fehlenden Infrastruktur nicht weiterverfolgt. «Wir sind aber glücklich, dass es jetzt doch noch ­geklappt hat», heisst es auf Anfrage. Trotz der «undurchsichtigen» Finanzierung steht für Gsponer fest, dass «man keine Eliteschule will», sagt er. Eine solche darf sie auch für die Integrationsbeauftragte der Gemeinden Randa/Täsch/Zermatt, Eva Jenni, nicht werden. «Integrationspolitisch muss die Schule offen für alle sein und die Chancengleichheit muss gewährleistet sein.» Das Angebot müsse auch sämtlichen interessierten Familien offenstehen, «auch für schwer erreichbare Familien und für solche mit niedrigen Einkommen, damit diese nicht durchs Netz fallen und es so zu einer Ausgrenzung kommt», sagt Jenni.

Laufende Vorbereitungen

Grundsätzlich sei das Angebot eine Bereicherung für die Region. Auch die «Elternlobby» Wallis (setzt sich für freie Bildungswahl ein) mit der Projektleiterin Michaela Studer begrüsst das Vorhaben. «Je mehr schulische Angebote entstehen, umso besser ist es für die Kinder», sagt sie. Ob es im Matterhorndorf mit aktuell rund 600 Schülern aus 23 Nationen, davon 40 Prozent deutschsprachig, zu einer schulischen Zweiklassengesellschaft kommt, wird die Zukunft zeigen. Die Planungen für den ­Aufbau der neuen «gd-Schule» laufen derzeit auf alle Fälle auf Hochtouren. Das dreiköpfige Lehrerteam wird ausgebildet und ab dem Herbst werden Informationsanlässe für interessierte Eltern durchgeführt.

Peter Abgottspon

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