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«Zu einer Kuh gehören Hörner»

Einer der Mitinitianten der Initiative: Reinhold Berchtold aus Ried-Mörel.
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Einer der Mitinitianten der Initiative: Reinhold Berchtold aus Ried-Mörel.
Foto: RZ

Quelle: RZ 3

Die «Hornkuh-Initiative» will finanzielle Anreize schaffen für diejenigen Bauern, welche Kühe mit Hörnern halten. Doch längst nicht alle Landwirte halten dies für eine gute Idee.

Je nach Quellen haben zwischen 70 und 90 Prozent aller Schweizer Kühe keine Hörner mehr. Geht es nach dem Willen der Interessengemeinschaft (IG) «Hornkuh» um den bernjurassischen Bergbauern Armin Capaul, soll sich dies nun ändern. Ende März konnte die IG fast 121 000 beglaubigte Unterschriften bei der Bundeskanzlei einreichen. Die sogenannte «Hornkuh-Initiative» fordert kein generelles «Enthornungsverbot», will aber Halter, die ihren Kühen und Ziegen die Hörner lassen, speziell finanziell unterstützen.

Eine Frage der Tierwürde

«Heutzutage wird die Enthornung als etwas normales angesehen, obwohl es eigentlich wider die Natur ist», sagt Bergbauer Reinhold Berchtold, einer der Mitinitianten. «Wir wollen, dass die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere gewahrt bleibt.» Bis in die 1980er-Jahre hatten die meisten Kühe noch Hörner. Dann verbreiteten sich die Freilaufställe, in denen sich die Kühe frei bewegen können. Behornte Tiere in einem Freilaufstall benötigen aber rund einen Drittel mehr Platz. Es braucht zum Beispiel einen breiteren Gang, damit die Tiere sich kreuzen können. Dazu müssen auch die Stalleinrichtungen dem Verhalten der Tiere entsprechend angepasst sein. Das alles kostet Geld. Aus wirtschaftlichen Gründen entscheiden sich deshalb immer mehr Bauern für enthornte Kühe. Meistens werden die Kälber vor der vierten Lebenswoche enthornt. Im Gegensatz zu Deutschland darf in der Schweiz dieser Eingriff nur unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. «Das Horn ist durchblutet und wächst ein Leben lang. Dazu hat es eine wichtige Funktion für das Sozialverhalten. Jede Stellung der Hörner ist eine Botschaft gegenüber den Artgenossen. Auch für den Wärmeaustausch ist das Horn wichtig», erklärt Berchtold. Enhornte Kälber entwickeln auch ganz ­eine andere Schädelform.

Ungerecht und unausgewogen

Viele Bauern betrachten die Initiative aber als wenig sinnvoll. So etwa der Landwirt und CVP-Grossrat Dominic Eggel aus Ried-Brig: «Die Initiative ist unausgewogen und behandelt nicht jeden gleich.» Unterstützung gibt es nur für Kühe im Laufstall, nicht aber für diejenigen im Anbindestall. «So würden etwa Züchter von Eringern nicht davon profitieren.» Eggel, der selber sowohl Kühe mit als auch ohne Hörner hält, hat auch finanzielle Bedenken: «Das Agrarbudget wird nicht vergrössert, was bedeutet, dass innerhalb der Landwirtschaft der Kuchen anders verteilt werden muss. Wenn der Konsument behornte Kühe fordert, so müsste er auch bereit sein, für die Produkte entsprechend mehr zu bezahlen.» Auch der Markt verlangt nach horn­losen Kühen. «Wenn wir aus dem Oberwallis behornte Tiere in die Deutschschweiz verkaufen wollen, so erhalten wir 300 bis 400 Franken weniger pro Tier. Ein weiteres Argument ist die grös­sere Verletzungsgefahr», so Eggel.

Verständnis in der Bevölkerung

«Die Verletzungsgefahr ist ein Risiko», gibt auch Berchtold zu, «aber durch einen guten Umgang mit den Tieren kann dieses minimiert werden.» Obwohl sich die Bauern untereinander nicht einig sind, Berchtold glaubt, dass die «Hornkuh-Initiative» beim Volk gute Erfolgschancen hat: «Beim Sammeln der Unterschriften habe ich viel Verständnis und Goodwill seitens der Bevölkerung erfahren. Für die meisten Leute ist klar: Zu einer Kuh gehören auch Hörner.»

Frank O. Salzgeber

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Kommentare

  • Ronja - 2010

    Es geht wieder nur ums Geld und nicht um die Tiere. Nur wens bezahlt wird, sonst tut man nichts.
    Total abhängig vom Staat

  • ehemaliger Hirtenbube - 316

    Wer in seinen Tieren nicht nur eine Milch- resp. Fleischfabrik sieht, und das nehmen wohl die meisten Bauern für sich in Anspruch, kann die ihm anvertrauten Geschöpfe wohl nicht dermassen entstellen und entwürdigen.
    Danke Reinhold Berchtold für Ihr Engagement.

  • Wismer Daniel - 2024

    Grossrat Eggel sagt "So würden etwa Züchter von Eringern nicht davon profitieren " Wo steht das geschrieben? Ob Kühe in der Anbindehaltung einen Hörnerbeitrag kriegen oder nicht, steht ja gar noch nicht fest. ( anscheinend will er schon die Eringerhalter gehen die Initiative mobilisieren, das hat mit der Rasse gar nichts zu tun ; Angus genetisch hornlose Yaks etc. lassen grüssen ) Des weitern sagt er dass "die Initiative sei unausgewogen und behandelt nicht jeden gleich". Zur Erinnerung Herr Eggel: so läuft ja das heutige DZ- system: mache ich bei einem Programm ( Vernetzung etc.) mit, erhalte ich Beiträge sonst nicht - so einfach ist das. Ihr Antrieb ist ganz einfach, dass Sie ihre Felle davon schwimmen sehen. Warum hat man nicht auf kleine Hörner gezüchtet ( Holsteiner haben ja schon eh kleine Hörner)? Dann wäre die ganze "Übung" gar nicht nötig gewesen.

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